1872
-1918
Die frühe industrielle
Entwicklung in Duisburg
Bereits um 1900 fuhr auf der Königstraße eine Straßenbahn.
In den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts ist Duisburg ein beschaulicher Ort. Wenig deutet darauf hin, dass es hundert Jahre später zu einer von Hochöfen, Fabrikschloten und Fördertürmen geprägten Industriestadt mit dem weltweit größten Binnenhafen anwachsen wird. Ein Standortvorteil für Duisburgs industriellen Werdegang liegt in seiner Nähe zum Ruhrkohlebecken, das zu den größten Kohlelagerstätten der Erde gehört.
An Heiligabend im Jahr 1872 ist es so weit: Die GEBAG erblickt das Licht der Welt! Gegründet wird sie als „Duisburger gemeinnützige Actien-Bau-Gesellschaft“. Ihre Aufgabe ist es, „den weniger bemittelten Einwohnern Duisburgs billige, gesunde, gut eingerichtete, das Familienleben fördernde Wohnungen und Gelegenheit zum eigentümlichen Erwerb derselben zu verschaffen.“
Die GEBAG kauft ihre ersten Baugrundstücke, insgesamt 57 Morgen (= 142.500 qm / knapp 20 Fußballfelder). Mehr als Zweidrittel davon entfallen auf die zukünftige Kolonie „Zum Lith“, zu der auch die Tannen- und die Ahornstraße gehören. Die GEBAG errichtet dort sogenannte „Quartalshäuser“, die je über vier Zimmer, eine Küche, Keller und eine Toilette verfügen. Dieser Häusertypus vereint vier Häuser unter einem Dach, die kreuzförmig angeordnet werden.
BILD OBEN
Die Gebäude in der Aktienstraße in Neudorf gehörten zu den ersten Bestandsobjekten der
GEBAG.
Die GEBAG wird bei der Weltausstellung in Paris, zu der fast 50 Millionen Besucher kommen, für ihre „bildlichen Darstellungen von Arbeiterhäusern“ ausgezeichnet. Die GEBAG baut kleine Eigentumshäuser für die Arbeiterklasse aus Mietkauf-Basis und verzichtet dabei auf Unternehmensgewinn – damit mausert sich die damals noch junge Wohnungsbaugesellschaft schnell zum sozialpolitischen Paradebeispiel.
BILD OBEN
Historische Ansicht der Pariser Weltausstellung von 1900
1918
-1933
DIE GEBAG
IN DER WEIMARER REPUBLIK
Das Tempo des Duisburger Wirtschaftswachstums hat sich in den letzten Jahren vor dem Krieg zur großen Zufriedenheit der Stadtväter entwickelt. Aus der stabilen Hochkonjunktur resultiert nahezu Vollbeschäftigung. 1912 zählt das Duisburger Stadtgebiet bereits eine Viertelmillion Einwohner. Diese Entwicklung hat auch Schattenseiten, denn der Wohnungsbau bleibt weiterhin hinter dem Bedarf zurück.
Die GEBAG wird eine kommunale Wohnungsbaugesellschaft: Die Stadtverordneten beschließen, das Aktienkapital mit städtischen Mitteln um 4,77 Millionen Mark auf 5 Millionen Mark zu erhöhen. Mit 97 Prozent wird die Stadt somit nahezu Alleinaktionärin. Die GEBAG wird dem Wohnungsbauamt angegliedert und damit zum Instrument städtischer Wohnungspolitik.
Mit dem Beginn der neuen Ära als stadteigene Baugesellschaft entfernt sich die GEBAG von ihrem Gründungsgedanken, Eigenheime für den kleinen Geldbeutel zu schaffen. Ihre Aufgabe soll nunmehr in erster Linie darin bestehen, „für das Wohnungsbedürfnis der Allgemeinheit Neubauten herzustellen“.
Die GEBAG beginnt mit dem Bau der Straußsiedlung in Neudorf zur Linderung der Wohnungsnot in der Stadt. Es soll eine qualitätvolle und bezahlbare Architektur für Duisburger mit niedrigen Einkommen geschaffen werden. Die Siedlung ist im Wesentlichen durch zweigeschossige Mehrfamilienhäuser geprägt und weist abwechslungsreiche Straßenräume, Platzanlagen, Innenhöfe und Gartenflächen auf.
Die ungefähr 80 Wohnungen umfassende Siedlung wird 2001 wegen der hohen „architektonischen Qualität der Gebäude und dem außergewöhnlich gut gelungenen städtebaulichen Zusammenhang“ unter Denkmalschutz gestellt.
Historische Ansicht der Straußsiedlung (Bilder oben)
Die Straußsiedlung im Wandel der Zeit - vor und nach der Renovierung. (Bilder oben)
Aus Mitteln der Hauszinssteuer-Hypotheken wird am Dickelsbach in Wanheimerort mit dem Bau der ersten von drei Typenhaussiedlungen begonnen. 1927 folgen die Diergardtsiedlung in Neuenkamp und die Ratingsee-Siedlung in Meiderich. Für die Architekten des Neuen Bauens bieten die Typenhaussiedlungen als moderne städtebauliche und zugleich rationelle Lösung zur Behebung der eklatanten städtischen Wohnungsnot eine künstlerisch lohnende Herausforderung.
Siedlung am Dickelsbach
Ratingsee-Siedlung
Diergardt-Siedlung
Der gesamte bebaute Grundbesitz der GEBAG wird auf die Stadt übertragen. Das Wohnungsbauamt
übernimmt die Verwaltung der 872 Wohnungen in 166 Gebäuden.
Die Stadt übernimmt zudem die letzten drei Prozent von Aktien, die noch im Privat- und
Industriebesitz sind.
Die GEBAG kehrt erstmals seit 1914 zu ihrem einstigen Gründungszweck, dem Bau von Eigenheimen „für Minderbemittelte“, zurück. 1928 beginnen die Vorbereitungen für 23 Einfamilienhäuser auf dem Siedlungsgelände der GEBAG „Im Vogelsang“.
Siedlung „Im Vogelsang”
Die GEBAG gilt per Satzungsänderung seit dem 1. August als gemeinnütziges Wohnungsunternehmen im Sinne der Gemeinnützigkeitsverordnung des Deutschen Reichs.
1933
-1945
Bauen für die „Volksgemeinschaft“ –
die GEBAG in der NS-Diktatur
Je dramatischer sich die Weltwirtschaftskrise seit 1929 auf die deutsche Bevölkerung auswirkt, desto mehr Zulauf erhält die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP). Am 24. Juli 1932 spricht Adolf Hitler im Wedau-Stadion bereits zu über 50.000 Menschen.
Im Sommer 1932 spricht Adolf Hitler im Stadion vor über 50.000 Menschen.
Zur Durchsetzung ihres Führungsanspruches bestimmen die neuen Machthaber am 16. Juni 1933 die „Gleichschaltung“ der GEBAG.
Die Nationalsozialisten setzen bei kontinuierlich sinkenden Steuereinnahmen und steigenden Wohlfahrtsausgaben beim kommunalen Verwaltungsapparat den Sparhebel an – mit weitreichenden Konsequenzen für die GEBAG: Die städtische Baugesellschaft soll zum 1. April 1934 bis auf wenige Ausnahmen den gesamten städtischen Wohnhausbesitz und dazu die gesamte Wohnungsverwaltung übernehmen.
Durch diese Übertragung verwaltet die GEBAG neben der Rheinischen Werkswohnungs-AG nun also den größten Hausbesitz des Stadtgebietes nach „rein kaufmännisch-wirtschaftlichen Gesichtspunkten“. Es handelt sich um 1.264 Häuser mit 3.023 Kleinstwohnungen.
Als im Mai 1940 die ersten Bomben auf Duisburg fallen, ahnt niemand, dass vier Jahre später kaum ein Stein auf dem anderen stehen wird – an Wohnungsbau ist aber schon jetzt nicht mehr zu denken. Gleichwohl verbreitet die GEBAG trügerischen Optimismus, als sie in ihrem Geschäftsbericht 1941 auf den Führererlass vom 5. November 1940 „zur Vorbereitung des deutschen Wohnungsbaues nach dem Kriege“ verweist.
Am 14. und 15. Oktober trifft die Stadt der schwerste Luftangriff des Zweiten Weltkrieges: In weniger als 20 Stunden fliegen über 2.000 britische Bomber über Duisburg hinweg und zerstören mit 9.000 Spreng- und Brandbomben Tausende Wohnungen, Industrieanlagen und beinahe die gesamte Infrastruktur. 100.000 Menschen verlieren ihr Obdach, knapp 3.000 Menschen sterben. Auch das Geschäftsgebäude der GEBAG in der Tonhallenstraße liegt nach den Angriffen in Trümmern. Dabei fällt auch das gesamte Aktenarchiv der GEBAG den Flammen zum Opfer. Mehr als ein Drittel des Bestands, den die GEBAG verwaltet, wird im Krieg zerstört oder schwer beschädigt.
Im Oktober 1944 erschüttern Duisburg schwere Luftangriffe, bei dem mehr als ein Drittel des GEBAG-Bestands schwer beschädigt oder vollständig zerstört werden.
1945
-1960
Zwischen Wiederaufbau und Wirtschaftswunder
Von den 1939 in Duisburg gezählten 131.000 Wohnungen existiert bei Kriegsende ein knappes Drittel nicht mehr, 86.000 Wohnungen sind schwer oder mittelschwer beschädigt. Dagegen stehen 3.000 völlig intakte Wohnungen – etwas mehr als zwei Prozent des Gesamtbestandes. Die am massivsten bombardierten Viertel Untermeiderich, Beeck und Altstadt haben jeweils mehr als die Hälfte ihres Wohnraums verloren.
Luftaufnahme der Duisburger Innenstadt von 1944
In der Zeit unmittelbar nach dem Krieg gilt für die GEBAG das Motto „Wiederaufbau und zweckfreier Wohnungsbau“ – und das alles unter erschwerten Bedingungen: Nicht nur der Verlust des Schriftgutes erschwerte den Neubeginn. Am Ende des Geschäftsjahres 1945 besteht das für die GEBAG zuständige Personal lediglich aus 21 Beamten, Angestellten und Lohnempfängern.
Am Ende des Geschäftsjahres 1945 präsentiert die GEBAG eine endgültige Schadensbilanz: 34 Prozent des Bestandes der GEBAG sind durch den Krieg vollständig zerstört oder stark beschädigt.
Ein Wiederaufbauprogramm liegt bereits in der Schublade, doch erst nach der Währungsreform im Juni 1948 versetzen erste Darlehen die Mitarbeiter der eigens eingerichteten Wiederaufbauabteilung bei der GEBAG in die Lage, die Substanzerhaltung und Instandsetzung beschädigter Häuser und Wohnungen energischer anzugehen. Für solche Arbeiten gibt die GEBAG bis Ende März 1949 1,25 Millionen DM aus.
Wohnheim für alleinstehende berufstätige Frauen
In der Düsseldorfer Straße realisiert die GEBAG ein sowohl architektonisch als auch gesellschaftspolitisch zukunftsweisendes Projekt: Während des Krieges haben Frauen ungeheure Anstrengungen vollbracht, in der Nachkriegszeit bleiben Millionen von ihnen auf sich allein gestellt und sind auf Erwerbsarbeit angewiesen. Das „Haus am Park“, ein Wohnheim für alleinstehende, berufstätige Frauen, soll seinen Mieterinnen selbstbestimmtes und individuelles Wohnen ermöglichen, die Grundsteinlegung erfolgt im Juli 1949. Der dreigeschossige lichtdurchflutete Wohnkomplex galt als „beispielgebendes Novum“ für die Nachkriegsarchitektur.
BILDER OBEN
„Haus am Park”, Düsseldorfer Straße
Wohnheim für berufstätige alleinstehende Industrie- und Hafenarbeiter
Am 16. Juli 1952 wird nach dem „Haus am Park“ der Grundstein für ein zweites Leuchtturmprojekt gelegt: Mit dem „Haus am Hafen“ entsteht am Binnenhafen ein achtstöckiges Wohnheim für berufstätige alleinstehende Industrie- und Hafenarbeiter.
Durch die besondere architektonische Gestaltung des Gebäudes mit sägeförmiger Fassade und schräg versetzten Fenstern wird das Wohnheim von der GEBAG als „neues Wahrzeichen unseres Hafens und eine Dominante für den Neuaufbau der Altstadt“ gefeiert.
1960
-1980
Bauen, erhalten
und verwalten
Mit den 1960er Jahren brechen „dynamische Zeiten“ an. Hohe Wachstumsraten kennzeichnen das bundesdeutsche Wirtschaftswunder: Es ist eine Zeit des Durchbruchs zur modernen Konsum- und Freizeitgesellschaft, bei fast durchgehender Vollbeschäftigung und steigendem Wohlstand. Duisburg ist es 20 Jahre nach Kriegsende gelungen, eine moderne und funktionsfähige Industrie aufzubauen.
Die Stadtautobahn mitten durch Duisburg trägt u. a. zu einer hohen Luftbelastung bei.
Die GEBAG beginnt eines ihrer ersten Großprojekte: der Bau der Siedlung in Neuenkamp auf dem Grundstück an der Ottweiler Straße / In der Rheinau, dort entstehen in kurzer Zeit sechs drei- und fünfgeschossige Wohnblocks mit 114 überwiegend Zwei- bis Dreizimmerwohnungen, 69 weitere Wohnungen folgten.
Großprojekt II: Mit der Grundsteinlegung für die Siedlung „Am Bruchgrabenbogen“ am 27. Juni 1962 entsteht in Huckingen im Süden Duisburgs schon die nächste Großbaustelle. Auf einem 54.000 qm großen Gelände baut die GEBAG 407 Wohnungen, verteilt auf 17 Blocks.
Siedlung „Am Bruchgrabenbogen“
Großprojekt III: Auf dem Gelände „Am Kreyenbergshof“ entstehen 500 Wohnungen als gemeinsames Bauprojekt der GEBAG, der gewerkschaftseigenen Wohnungsbaugesellschaft „Neue Heimat“ und der Gemeinnützigen Aktiengesellschaft für Angestellten-Heimstätten (Gagfah). Die GEBAG beteiligt sich mit 234 Wohnungen.
„Am Kreyenbergshof“
Großprojekt V: Die GEBAG beginnt mit den Bauarbeiten auf dem ehemaligen Zechengelände Neumühl. Das Gebiet der ehemaligen Zeche Neumühl wird eines der wichtigsten Projekte der folgenden Jahre. Im Zeitraum von fünf Jahren baut sie dort gemeinsam mit drei weiteren gemeinnützigen Baugesellschaften in mehreren Bauabschnitten 1.700 neue Wohnungen.
Die Rügenstraße (ehemaliges Zechengelände Neumühl) in den 1960er und 2020er Jahren. (Bilder oben)
Großprojekt IV: Die GEBAG beginnt mit den Bauarbeiten auf dem ehemaligen Zechengelände Neumühl. Das Gebiet der ehemaligen Zeche Neumühl wird eines der wichtigsten Projekte der folgenden Jahre. Im Zeitraum von fünf Jahren baut sie dort gemeinsam mit drei weiteren gemeinnützigen Baugesellschaften in mehreren Bauabschnitten 1.700 neue Wohnungen.
BILD LINKS UND OBEN
Der Citywohnpark war in den 1970er Jahren
eine begehrte Adresse zum Wohnen.
BILDER OBEN UND RECHTS
Der Citywohnpark soll fit gemacht werden für
die Zukunft - hier eine Ansicht vor der
Modernisierung (oben) und Visualisierungen,
wie es einmal aussehen soll.
Großprojekt VI: Mit dem ersten Spatenstich am 4. November beginnt die Bebauung des ehemaligen landwirtschaftlichen Betriebes „Isselhof“ in Duisburg-Großenbaum. Der Bau der ersten 114 von insgesamt 144 Wohnungen am Uhlenbroicher Weg/Am Siepenkothen bildet den Auftakt für einen neuen Schwerpunkt in der Bautätigkeit der GEBAG: In Großenbaum entstehen Wohnungen, die auf die besonderen Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen und Ältere zugeschnittene sind.
BILD OBEN
Bauprojekt Uhlenbroicher Weg / Am Siepenkothen
„Mehr Demokratie wagen“: Die GEBAG stellt eine Satzung und Wahlordnung für Mieterbeiräte in ihren Objekten auf. Die GEBAG gilt hierbei als einer der Vorreiter in ganz Deutschland.
Großprojekt VII: In unmittelbarer Nachbarschaft zum Erholungspark Biegerhof baut die GEBAG im Süden der Stadt 261 Wohnungen und eine Tiefgarage auf dem Gelände des ehemaligen Knevelshofes.
BILD OBEN
Bauprojekt Am Knevelshof 1972
Zum Ende der Dekade hat die GEBAG einen neuen Schwerpunkt ihrer Bautätigkeit gefunden: der Bau von seniorengerechten Wohnungen. Ende 1979 übergibt die GEBAG insgesamt 223 „Altenwohnungen“ mit Gemeinschaftseinrichtungen ihrer Bestimmung. Zudem modernisiert die GEBAG im Rahmen des Programms „Ausbau durch Umbau“ zahlreiche Wohnungen in Siedlungen im gesamten Stadtgebiet und passt Grundrisse und Ausstattung an moderne Anforderungen an.
Seniorengerechte Wohnungen „Am Dickerhorst" in Buchholz damals und heute
Die Gründung der Duisburger Bau- und Verwaltungs GmbH (DBV) als Dachgesellschaft für die GEBAG und den Homberger Bauverein erfolgt. Die DBV übernimmt die Aufgaben aus dem vormaligen Generalmietvertrag der GEBAG mit der Stadt. Die GEBAG zieht in neue Räumlichkeiten an der Tiergartenstraße, wo sie bis heute (2022) ihren Hauptsitz hat.
Die Hauptverwaltung der GEBAG im Dellviertel war früher Teil einer Margarinefabrik.
1980
-2000
Aufbrüche
Landschaftspark Duisburg-Nord
Seit Sommer 1981 ermittelt Götz George als Tatort-Kommissar Horst Schimanski für das Fernsehen in Duisburg. Als umstrittene Polizeifigur prägt er über die Landesgrenzen hinaus den Ruf der Stadt. Tatsächlich spiegeln die Tatort-Folgen zwischen rostenden Stahlwerkskulissen und stillgelegten Zechen sichtbare Folgen des Strukturwandels: Stahlarbeiterstreiks, Arbeitslosigkeit und Armut inmitten unübersehbarer Umweltschäden.
Die GEBAG schließt sich dem kommunalen Arbeitgeberverband Nordrhein-Westfalen an; für die 73 Beschäftigten gelten die Tarife des öffentlichen Dienstes. 1981 besitzt und verwaltet die GEBAG mit 12.762 Wohnungen rund fünf Prozent des Gesamtbestandes der Stadt.
Das erste Mietermagazin erscheint, mit zunächst zwei Ausgaben pro Jahr.
„Wohnen bei der GEBAG" - unter diesem Titel erschien im Herbst 1983 das erste Mietermagazin.
Am 1. Januar 1990 wird das Wohnungsgemeinnützigkeitsgesetz aus dem Jahr 1940 aufgehoben. Damit enden für die GEBAG Steuerbefreiungen, gleichzeitig entfallen Beschränkungen und bisherige Bindungen an das Gemeinnützigkeitsgebot. Die Gemeinnützigkeit behält die GEBAG jedoch noch ein weiteres Jahr bei, um die interne Organisationsstruktur den neuen Gegebenheiten anzupassen. Der Name GEBAG soll jedoch weiterhin bestehen bleiben, auch ohne Gemeinnützigkeit.
„Wir platzen aus allen Nähten!“: Die Hauptverwaltung der GEBAG wird im gleichen Jahr erweitert – es entstehen 1.000 Quadratmeter Bürofläche und PKW-Stellplätze.
Ansicht der Hauptverwaltung in der Tiergartenstraße nach Erweiterung
Die GEBAG beteiligt sich zu 50 % an der „Haus-Ruhrort-Verwaltungs- und Vermietungsgesellschaft mbH & Co. KG“, die das „Tausendfensterhaus“ kernsaniert und einer neuen Nutzung zuführt.
Der Bau des Musical-Theaters am Marientor für die Dauer-Aufführung von „Les Misérables“ beginnt. Die GEBAG ist maßgeblich beteiligt: Sie hält 49 Prozent am Musical Theater Duisburg. Der Betrieb wird Ende des Millenniums eingestellt.
Die GEBAG beteiligt sich an der Revitalisierung des Innenhafens: In zwei Bauabschnitten entstehen bis zum Jahr 2000 147 Eigentumswohnungen entlang einer künstlichen Grachtenlandschaft.
Auch Kindergärten gehören mittlerweile verstärkt zum Portfolio der GEBAG: Bis 1997 baut die Wohnungsgesellschaft 17 Kindergärten, teilweise verbleiben diese in ihrem Bestand.
Am 26. Mai übernimmt die GEBAG zunächst die von der Stadt Duisburg gehaltenen Geschäftsanteile an der Duisburger Bau- und Verwaltungs GmbH (DBV), der Wohnbau Dinslaken GmbH und der Grafschaft Moers Siedlungs- und Wohnungsbau GmbH. Ein halbes Jahr später gründet die GEBAG die „Bau- und Verwaltungsgesellschaft Tiergartenstraße Duisburg mbH“, mit der die GEBAG als persönlich haftender Gesellschafter für die DBV & Co. Immobilien KG auftritt. Ein Jahr später findet im Rahmen einer vertraglichen Vereinbarung die Verschmelzung der DBV mit der GEBAG statt.
2000
-2022
Herausforderungen,
Krisen und ein gutes Ende
2001 zählt Duisburg zu den schrumpfenden Städten. Besserverdienende wandern weiter an die Peripherie ab, in den Wohnquartieren schreiten soziale Entmischung und Leerstand voran. Stets liegt die Arbeitslosenquote weit über dem Bundesdurchschnitt: 2005 steigt sie auf 17,7 Prozent an.
Die GEBAG erwirbt das Gelände der ehemaligen „Glamorgan-Barracks“-Kaserne am Neuenhof in Wanheim. Für die Bebauung wird ein Architekten-wettbewerb durchgeführt. Vorgesehen ist eine unterschiedliche Nutzung mit Einfamilienhäusern, Mietwohnungen, Bungalows und Mehr-Generationen-häusern. Das Projekt wird 2019 schließlich beendet, seither ist auch das GEBAG-Servicebüro Süd vor Ort.
Die Punkthäuser bildeten 2019 den Abschluss des Projekts „Wohnpark Neuenhof".
Die GEBAG kauft das Theater am Marientor, nachdem „Les Misérables“ das Theater verlassen hat, gibt es wechselnde Programme. Erste Verkaufsbemühungen gibt es 2008, schlussendlich kann das am Ende größtenteils leerstehende Gebäude erst 2015 verkauft werden.
Zum Jahresende verschmilzt die GEBAG mit dem Homberger Bauverein, der Bestand der GEBAG beträgt zum 1. Januar 2003 insgesamt rund 16.000 Einheiten.
Das beherrschende Thema der kommenden Jahre: der Erweiterungsbau der Küppersmühle. Im Februar 2009 stimmt der GEBAG-Aufsichtsrat der Realisierung des mit 25 Millionen Euro veranschlagten Projektes zu. Die Planung des Architektenbüros Herzog & de Meuron ist ebenso kreativ wie einmalig: Ein freischwebender Kubus soll nach Fertigstellung auf dem Silogebäude der Küppersmühle thronen.
Die Ursache für das folgende Baudesaster liegt neben der Missachtung des Aufsichtsrats-Beschlusses zum Vertragsrücktritt seitens des Vorstandes auch an einer zuvor erteilten Fertigstellungsgarantie gegenüber Geldgebern und Partnern gegeben worden war. Schon bald erlangt der Stahlkubus bis über die Grenzen der Stadt hinaus traurige Berühmtheit und die Staatsanwaltschaft ermittelt.
Für eine Schadensbegrenzung ist es aber zu spät: Die Mehrkosten liegen bereits im zweistelligen Millionenbereich, da auch Drittunternehmen Insolvenz anmelden. Als „Sanierungs-Manager“ übernimmt Jurist Dr. Utz Brömmekamp zum 1. Januar 2012. Vor ihm liegt ein mehrjähriger Verhandlungsmarathon mit Investoren, Gläubigerbanken und der Stadt. Im September 2013 wird eine für die GEBAG mit Erleichterung aufgenommene Vereinbarung geschlossen: Das Kunstsammlerehepaar Ströher erwirbt das Grundstück und finanziert den Erweiterungsbau aus eigener Tasche, der Museumsbetrieb wird von der Stiftung Kunst und Kultur übernommen.
Die GEBAG wird von der Aktiengesellschaft zur GmbH.
Die Küppersmühle ist veräußert und die Krise damit abgewendet, die Geschäftsführung übernimmt zum 1. September Bernd Wortmeyer.
Bernd Wortmeyer leitet seit 2014 die Geschicke der GEBAG.
Fokus auf den Menschen: Die GEBAG beginnt mit einer neuen Abteilung ihre umfassende Arbeit im Bereich Sozial- und Quartiersmanagement.
Erste Schritte in Sachen Flächenentwicklung: Die Stadt beauftragt die GEBAG mit der Erschließung und Vermarktung des Gebiets „Am Alten Angerbach“ in Huckingen.
BILD OBEN
Eine fünfgruppige Kita geht ab Herbst 2022 in Betrieb.
Die GEBAG entwickelt im Rahmen eines Geschäftsbesorgungsvertrags für die Stadt die Fläche des „Mercatorviertels“.
Im gleichen Jahr kauft die GEBAG das drei Hektar große Gelände der Theisen-Kabelwerke in Hochfeld.
Außerdem auf der Agenda: Der Ankauf der 60 Hektar großen Fläche „6-Seen-Wedau“, wo im größten Stadtentwicklungsprojekt Nordrhein-Westfalens rund 3.000 Wohneinheiten entstehen sollen.
Großer Knall im Herbst: Die GEBAG kauft das knapp 30 Hektar große Grundstück „Am Alten Güterbahnhof“, das bundesweit als Ort der Loveparade-Katastrophe 2010 traurige Berühmtheit erlangt hat. Das Projekt wird nach dem städtebaulich-freiraumplanerischen Wettbewerb im Jahr 2020/2021 als „Duisburger Dünen“ fortgeführt.
Der Bau der ersten Klimaschutzsiedlung der GEBAG, die „Vierlinden-Höfe“ in Walsum, beginnt. Fertigstellung ist im Frühjahr 2022.
Im gleichen Jahr erwirbt die GEBAG die sich nördlich an 6-Seen-Wedau anschließende Fläche Wedau-Nord, wo künftig ein Technologie-Quartier entstehen soll.
Die GEBAG feiert ihr 150-jähriges Bestehen – und ist damit eine der ältesten Wohnungsgesellschaften Deutschlands.